Rechts unten signiert und datiert „Caffi 1853“.
Neben den üblichen Veduten der Lagunenstadt sind die Schilderungen besonderer Ereignisse der Serenissima von entsprechend größerer Bedeutung. So überliefert das vorliegende Gemälde eine „Regata storica“, die traditionsreichste Regatta-Veranstaltung Europas. Sie findet jeweils am ersten Septembersonntag auf dem Canale Grande statt, und erinnert an die einmalige Geschichte und den Glanz Venedigs. Die „Regatta“ geht auf militärische Übungen im Krieg von 1300 zurück, wurde letztlich ein Festereignis, zu dem prominente Gäste empfangen wurden: wie 1451 Kaiser Friedrich III., 1574 Heinrich III. von Frankreich oder 1775 Kaiser Joseph II. und zuletzt 1782 Zar Paul.
Der Maler hat die Stimmung der Septembersonne treffend erfasst. Die Veranstaltung wird aus der Mitte des Kanals geschildert, vom Wasser aus, mit Blick auf die Rialtobrücke, unter der die zahlreichen Boote und Gondeln dem Betrachter entgegenziehen. Dies bindet den Betrachter gleichsam ins Geschehen mit ein. Die rechte Häuserreihe steht im Licht, eine einzige große Wolke hebt sich hinter einem Turm vom herbstblauen Firmament ab. Unter den vielen vollbesetzen Schiffen der Regatta sind auch Ruderer in orientalischen Kostümen zu sehen, was auf die traditionsreiche Internationalität der alten Handelsstadt Venedig verweisen soll. Caffi, dessen Wirken in der Mitte des 19. Jahrhunderts liegt, beweist in seinen Bildern einen ganz neuen Blick in der Vedutenmalerei. Das Jahrhundert des Historismus fesselte auch sein Interesse an Ereignissen historischer Bedeutung, wie hier im Bild. A.R.
Anmerkung:
Die Vorzeichnung zu diesem Gemälde befindet sich in den „Musei di Venezia“.
Caffi erhielt seine Lehre in Belluno sowie in Padua bei seinem Cousin Pietro Paoletti (1801-1847). Ab 1827/29 studierte er an der Akademie in Venedig bei Tranquillo Orsi (1771-1845) und Teodoro Matteini (1754-1831), bevor er 1832 nach Rom, 1839 nach Mailand, sowie 1840 nach Triest und Venedig ging. Ein Großteil seiner Werke sind Ansichten dieser Städte. Während der Kriegswirren inhaftiert, zog er sich 1855 nach Rom zurück, lebte jedoch 1858 wieder in Venedig. 1866 befand er sich an Bord eines Kriegsschiffes, das in der Seeschlacht von Lissa versenkt wurde, wo er auch seinen Tod fand. Seinen großen Erfolg verdankt er 1855 einem seiner Werke auf der Pariser Weltausstellung. Aufgrund seiner hervorragenden Malqualität und der meist stimmungsvollen Wiedergabe, zählt Caffi zu den gefragtesten und bedeutendsten Malern des italienischen Realismus.
Literatur:
Vgl. Ippolito Caffi, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Bd. 3, Leipzig 1905.
Vgl. Mary Pittaluga, Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.), Ippolito Caffi, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 16 Caccianiga-Caluso, Rom 1973. (1430311) (11)
Ippolito Caffi,
1809 Belluno – 1866 Lissa
REGATTA ON THE GRAND CANAL
Oil on canvas.
61.5 x 78.5 cm.
Signed and dated “Caffi 1853” lower right.
Notes:
The preliminary drawing for this painting is held at the Musei di Venezia.
Literature:
cf. Caffi, Ippolito, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, vol. 3, Leipzig 1905.
Mary Pittaluga, Caffi, Ippolito, in: Alberto M. Ghisalberti (ed.): Dizionario Biografico degli cf. Italiani, vol. 16: Caccianiga-Caluso. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rome 1973.