Die Darstellung schildert das biblische Gleichnis in bewegter Dramatik. Dabei ist die Titelbenennung nicht eindeutig, allenfalls zutreffend, wenn man davon ausgeht, dass der Maler den Text aus dem Lukas Evangelium (Lk, 10) sehr frei interpretiert hat. Danach ist ein Reisender von einer Räuberbande überfallen und ausgeraubt worden, erst ein Samariter hat den Geschundenen gepflegt und versorgt. Im vorliegendem Gemälde werden der Überfall und die barmherzige Tat des Samariters unabhängig der zeitlichen Ordnung nebeneinandergestellt. Der Samariter beugt sich über das Opfer, während die erregten Räuber noch immer gegenwärtig sind, als wollten sie die Rettung des Geschundenen noch verhindern. Diese Sicht beweist auch eine enorme Dramatisierung, wie wir sie auch in anderen Bildern Loths vorfinden. Darüber hinaus schuf der Maler Darstellungen dieses Themas zwischen 1660 und 1690 mehrfach. Auch für andere Themen wandte er eine ähnliche Komposition der Figuren an, so etwa mit am Boden liegenden Gestalten, wie in seinem Werk „Selene und Endymion“, welches sich im Rijksmuseum Amsterdam befindet.
Der Malstil trifft die Charakteristik der Werke von Loth, der seine Studien in Rom fortsetzte, sich dann aber um 1650 in Venedig niederließ. Dort wirkte er im Kreis der Tenebrosi, wie Giovanni Battista Langetti (1625-1676), Antonio Zanchi (1631-1722) oder Francesco Ruschi (um 1605-1661). In Venedig führte er eine Werkstatt mit mehreren Mitarbeitern, zu denen auch Johann Michael Rottmayr (1654-1730) zählte.
Literatur:
Vgl. Giuseppe Fusar, Johann Carl Loth, Cremona 2017.
Vgl. Dagmar Probst, Der Einfluss des Deutschvenezianers Johann Carl Loth (1632-1698) auf die österreichische Barockmalerei, Graz 2016. (14204534) (11)
Johann Carl Loth,
also known as “Carlotto”,
1632 Munich – 1698 Venice, attributed
THE GOOD SAMARITAN
Oil on canvas.
53 x 77 cm.
Literature:
cf. Antonio Binda (ed.), Giuseppe Fusari, Johann Carl Loth, ed. dei Soncino 2017.
cf. Dagmar Probst, Der Einfluss des Deutschvenezianers Johann Carl Loth (1632 - 1698) auf die österreichische Barockmalerei, Graz 2016.