GemäldepaarDIE HEILIGEN JOHANN EVANGELIST
sowieERASMUS SOWIE LAURENTIUS UND THOMAS
Öl/Mischtechnik auf Lindenholz.
123 x 37 cm.
um 1510/20
Beigegeben ein Gutachten von Ludwig Meyer vom 15. März 2002, Friedrich Winkler vom 04. April 1963 und Prof. Dr. Alfred Stange vom 13. Februar 1963, in Kopie.
Paar Tafelbilder. Die beiden in schlankem Hochformat gemalten Tafeln bildeten die Außenseiten eines Flügelaltars und stellen jeweils zwei Heilige nebeneinanderstehend dar: links Johann Evangelist und Erasmus sowie rechts Laurentius und Thomas. Ein großer Blattfeston, mittig geteilt, verbindet die beiden Darstellungen und bildet damit im geschlossenen Zustand des Flügelaltars eine Bildeinheit. Eine Besonderheit ist die Farbgebung, nämlich die in Deutschland in dieser Zeit noch seltene Grisaillemalerei, die zwischen 1500 und 1515 aus den Niederlanden nach Deutschland eingeführt wurde. In Grautönen erscheinen die Gestalten nahezu wie Steinfiguren, was zudem durch die plastisch-perspektivische gemalten Nimben betont wird, die wie Steinscheiben erscheinen. Auffallend ist die spezifisch Dürerische Manier, zudem sind durchscheinende Unterzeichnungen vor dem dunkelblauen Grund auszumachen.
Die Vorderseiten der Tafeln haben sich nicht erhalten, möglicherweise sind sie in der Zeit der Bilderstürme oder während der Säkularisation verlustig gegangen. In seinem Exposé hat Ludwig Meyer, München, darauf hingewiesen, dass der Maler die 1509 geschaffenen Bilder in der Frankfurter Dominikanerkirche mit den zwei ebenfalls in Grisaille-Manier gemalten Tafeln von Grünewald wohl gekannt hat, wie ebenso den Hochaltar der St. Kunigundenkirche in Rochlitz. Die Nähe zu Werken des Hans von Kulmbach wird in der Lichtführung, der gestreckten Figurenlänge und im Faltenwerk gesehen. Auch werden die Heiligendarstellungen auf dem Annenaltar von 1510 in der Nürnberger Lorenzkirche zum Vergleich genannt.
Der Dürer-Experte Prof. Dr. Alfred Stange datierte die Bilder gegen 1510 und ordnete sie einem Mitarbeiter Dürers „von hoher Qualität“ zu. Ungeklärt ist bisher die Frage, zu welchem Altar die beiden Flügel geschaffen wurden. Ungeachtet der in der Forschung noch nicht eindeutig geklärten Künstlerzuweisung handelt es sich hier um bedeutende Werke der Dürerwerkstatt der Zeit um 1510/20.
Provenienz:
Sammlung Murray, Florenz, bis 1929.
Auktion Paul Cassirer und Hugo Helbig Berlin, 6.-7. November 1929, Lot 314-315, mit Abb. im Katalog des Nachlasses von Prof. E. Buchner (heute Zentralinstitut für Kunstgeschichte München).
Privatsammlung, Rheinland.
Sammlung Prof. Dr. Jakob Strieder (1877-1936), München.
Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München, 1963.
Privatsammlung München, ab 1963.
Auktion Lempertz Köln, Auktion 812, 17. November 2001, Lot 1052.
Sammlung Dr. Bernhard Decker, Frankfurt am Main.
Literatur:
Vgl. Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina Heinemann und Jutta Schumann (Hrsg.), Das Rätsel Grünewald, Haus der Bayerischen Geschichte, Bayerischen Landesausstellung 2002-2003 im Schloss Johannisburg/Aschaffenburg, Ausstellungskatalog, Augsburg 2002, Kat. Nr. 101. (1420621) (11)
Albrecht Dürer,
1471 Nuremberg – 1528 ibid., workshop of
A pair of panel paintings
SAINT JOHN THE EVANGELIST
and
SAINTS ERASMUS, LAWRENCE, AND THOMAS
Oil/mixed media on lime panel.
123 x 37 cm each.
ca. 1510/20
Accompanied by an expert’s report by Ludwig Meyer dated 15 March 2002, Friedrich Winkler dated 4 April 1963 and Professor Dr Alfred Stange, dated 13 February 1963, in copy.
The two panels, painted in narrow portrait format, formed the outer sides of a winged altar and each depict two saints standing next to one another: John the Evangelist and Erasmus on the left and Lawrence and Thomas on the right. A special feature is the colouration in grisaille technique, which was still rare in Germany at that time. It was introduced to Germany from the Netherlands between 1500 and 1515.
The typical Dürer manner is striking, and translucent underdrawings can also be seen against the dark blue background. Ludwig Meyer points out in his report that the artist was probably aware of two panel paintings by Grünewald created for the Dominican Church in Frankfurt in 1509, which were also in grisaille, and also the high altar of the Kunigunde Church in Rochlitz. The depictions of saints on the “Annenaltar” (St Anne Altar) from 1510 in Nuremberg’s Church of Saint Lawrence are also mentioned for comparison. Dürer expert Professor Dr Alfred Stange dated the paintings to ca. 1510 and attributed them to one of Dürer’s workshop assistants “of high quality”. It remains unclear for which altar the two wings were originally created. Regardless of the artist’s attribution, which has not yet been clearly established by current research, these are important works from Dürer’s workshop from ca. 1510/20.
Provenance:
Until 1929 Murray Collection, Florence.
Auction Paul Cassirer and Hugo Helbig, Berlin 6-7 November 1929, lot 314-315, with ill. no. (cat. estate Professor E. Buchner, today Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Munich.
Private collection, Rhineland.
Professor Dr Jakob Strieder Collection, Munich (1877-1936).
1963 Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, Munich.
Since 1963 private collection, Munich.
Lempertz, Cologne, Auction 812, 17 November 2001, lot 1052.
Dr Bernhard Decker Collection, Frankfurt/M.
Literature:
cf. Rainhard Riepertinger, Das Rätsel Grünewald, exhibition catalogue, Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2002.
cf. Landesausstellung 2002-2003, Aschaffenburg, Schloss Johannisburg cat. no. 101.